Luk & Galiano – Ein Regenbogen für den Schah

Luk und Galiano lernen sich in einer Zeit kennen und lieben, als dies noch eine Straftat nach Paragraph 175 darstellt.
Auch im Elternhaus gibt es Widerstand.
Doch der Beginn der 68-er Bewegung stellt nicht nur die Universitäten auf den Kopf, sondern vieles, was in der Bundesrepublik bis dahin als unantastbar galt …
Ein Regenbogen für den Schah (Luk und Galiano 1)

Luk und Galiano – Ein Regenbogen für den Schah

Köln, 1967
 
Kurz vor dem Schah-Besuch und dem Aufkeimen der 68-er Bewegung lernen sich die beiden Einzelgänger Lukas von Freystein und Maximilian Galiano kennen.
Zwischen den jungen Männern entwickelt sich über Monate hinweg eine zarte Freundschaft.
Für Lukas bietet diese zugleich die Chance, sich peu à peu dem strikten Regiment seines Vaters zu entziehen. Viel lieber sitzt er gemeinsam mit Max unter dem Dach und hört die neuesten Scheiben von Frank Zappa oder The Doors.
Als mit Roswitha Janisch eine neue Mitschülerin in Luks Klasse kommt, die ihn in die Kreise des Sozialistischen Studentenbunds einführt, verändert das nicht nur Luks Leben, sondern auch die Beziehung zwischen ihm und Max. Dieser muss sich nämlich widerstrebend eingestehen, dass die Gefühle, die er für seinen besten Freund hegt, womöglich über Freundschaft hinausgehen. Doch was bedeutet das in einer Zeit, in der noch die Nazigesetze gegen gleichgeschlechtliche Liebe gelten und Schwule für ihre Neigung nicht nur mit gesellschaftlicher Ächtung, sondern sogar mit Gefängnis zu rechnen haben?
 
 

Elyseo da Silva 2024 (1)

Elyseo da Silva

Geboren und aufgewachsen in Nürnberg entdeckte Elyseo da Silva schon frühzeitig seine Liebe zum Geschichtenerzählen.

Mit dem kaleidoskopischen Roman Mosaik der verlorenen Zeit legte er 2016 sein Debüt vor. Im Jahre 2020 folgte der Travel-Essays-Band Paincakes und andere Kuriositäten – Die Wanderjahre des Elyseo da Silva.

Elyseo da Silva lebt und schreibt in Lissabon.

Zeitgeschichte

1872

  • 1. Januar

Im deutschen Kaiserreich tritt der Paragraph 175 im Strafgesetzbuch in Kraft. Er stellt homosexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe.

28. Juni

Die Nationalsozialisten beschließen eine Verschärfung des Paragraphen 175 mit folgendem Wortlaut:
§ 175
(1) Ein Mann, der mit einem anderen Mann Unzucht treibt oder sich von ihm zur Unzucht mißbrauchen läßt, wird mit Gefängnis bestraft.
(2) Bei einem Beteiligten, der zu Zeit der Tat noch nicht einundzwanzig Jahre alt war, kann das Gericht in besonders leichten Fällen von Strafe absehen.
§ 175a
Mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren, bei mildernden Umständen mit Gefängnis nicht unter drei Monaten wird bestraft:ein Mann, der gewerbsmäßig mit Männern Unzucht treibt oder von Männern sich zur Unzucht mißbrauchen läßt oder sich dazu anbietet
. Ein Mann, der einen anderen Mann mit Gewalt oder durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben nötigt, mit ihm Unzucht zu treiben, oder sich von ihm zur Unzucht mißbrauchen zu lassen;
Ein Mann, der einen anderen Mann unter Mißbrauch einer durch ein Dienst-, Arbeits- oder Unterordnungsverhältnis begründeten Abhängigkeit bestimmt, mit ihm Unzucht zu treiben oder sich von ihm zur Unzucht mißbrauchen zu lassen;
Ein Mann über einundzwanzig Jahre, der eine männliche Person unter einundzwanzig Jahren verführt, mit ihm Unzucht zu treiben oder sich von ihm zur Unzucht mißbrauchen zu lassen;

  • 1935

bis 1945

Bis zum Ende des 2. Weltkriegs werden ca. 53000 Männer nach § 175 der NS-Justiz verurteilt. Um die 10000 werden in Konzentrationslager gesteckt, wo sie mit einem rosa Winkel kategorisiert werden und damit die unterste der sozialen Schichten innerhalb der KZs einnehmen. Zahlreiche schwule Männer kommen in den Lagern ums Leben, genaue Zahlen sind jedoch schwer zu ermitteln.

20. Dezember

In Frankfurt beginnt, auf Betreiben von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer hin, der erste Auschwitzprozess, der größte Strafprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte.

  • 1963

1965

  • 19. August

Urteilsverkündung im ersten Auschwitz-Prozess. Von den 20 verbliebenen Angeklagten werden 16 zu Gefängnisstrafen verurteilt, 4 aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

21. bis 24. Oktober

Tausende Schüler und Studenten protestieren in Köln gegen die Erhöhung der Preise im Öffentlichen Nahverkehr. Die Demonstration stellt zu diesem Zeitpunkt den größten Protest der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte dar.

  • 1966

1966

  • 1. Dezember

Nachdem die FDP die Regierung unter Kanzler Erhard verlässt, tritt eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD die Regierung an. Bundeskanzler wird der vorherige Baden-Württembergische Ministerpräsident und ehemaliges NSDAP-Mitglied Kurt-Georg Kiesinger. Die parlamentarische Opposition bleibt der FDP überlassen (der Bundestag besteht in dieser Legislatur-Periode aus 518 Abgeordneten – 468 gehörten ab Dezember 1966 der Regierung an, 50 der Opposition).

30. März

Die Rolling Stones treten in der Kölner Sporthalle auf.

  • 1967
Rolling Stones 1967,
Ben Merk (ANEFO), CC0,
via Wikimedia Commons

1967

  • 19. April

Konrad Adenauer, der erste Kanzler der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland, stirbt im Alter von 91 Jahren in seinem Wohnhaus in Rhöndorf nahe Köln.

25. April

Adenauer erhält ein pompöses Staatsbegräbnis, das von Staatsoberhäuptern aus aller Welt besucht wird. Im Kölner Hauptbahnhof lassen Studenten Protest-Ballons steigen, unter denen ein Transparent den US-Präsidenten Johnson mit den Worten „Mörder Johnson – Hier beten, dort bomben“ als Heuchler denunziert.

  • 1967

1967

  • 27. Mai

Während des mehrtägigen Besuchs des iranischen Schahs Reza Pahlavi kommt es zu Studentenprotesten. Angeführt werden diese Proteste vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS), dessen Anführer Rudi Dutschke am Abend vor dem Besuch in Berlin erklärt, dass es beim Kampf gegen die Unterdrückung im Iran auch um den Vietnamkrieg gehe, der seit Jahren den gemeinsamen Nenner der internationalen Protestbewegungen darstellt.

2. Juni

Bei den Protesten gegen den Schah geht die Westberliner Polizei mit brutaler Härte gegen die Prostierenden vor. Die sogenannten Leberwurst-Taktik der Polizei macht es den Studenten unmöglich, aus der Gefahrenzone zu fliehen. So werden sie Opfer von Tränengas und Prügelattacken – nicht nur seitens der Polizei, sondern auch seitens der vom iranischen Geheimdienst SAVAK eingeflogenen „Jubelperser“.

Dem Studenten Benno Ohnesorg gelingt es, aus der Gefahrenzone zu entkommen. Er beobachtet jedoch in einem nahegelegenen Hinterhof, wie mehrere Polizisten auf Demonstranten einschlugen und eintraten. Als Ohnesorg sich der Situation entziehen will, wird er von drei Polizisten eingekreist und von Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras aus nächster Nähe erschossen. Er stirbt noch im Krankenwagen.

Die Ermordung Ohnesorgs gilt als Startschuss für die 68-er Bewegung. In den folgenden Tagen finden überall in der Bundesrepublik Protestkundgebungen statt.

  • 1967
Proteste gegen den Schah-Besuch
in Berlin;
© Ludwig Binder,
Haus der Geschichte Stiftung

1967

Begräbnis von Benno Ohnesorg;
© Ludwig Binder,
Stiftung Haus der Geschichte

  • 9. Juni

Beim vom SDS organisierten Kongress nach der Beerdigung von Benno Ohnesorg warnt Jürgen Habermas, Philosoph der Frankfurter Schule, SDS-Führer Rudi Dutschke vor einem linken Faschismus, der zwangsläufig zu Gewalt führen müsse. Da eines der Hauptanliegen des SDS die Aufarbeitung des Faschismus ist, trifft dieser Vorwurf, den Habermas wenig später zurücknimm, tief. Gerade von rechten Medien wie der BILD-Zeitung wird der Ausspruch liebend gern aufgenommen, um die Studentenbewegung zu diskreditieren.

9. Oktober

Im bolivianischen Dschungel wird Ernesto Ché Guevara von Regierungstruppen erschossen.

  • 1967
Ernesto Ché Guevara, June 1959

1968

  • 5. Januar

Alexander Dubček übernimmt das Amt des Ersten Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei. Sein Ziel ist es, einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz zu schaffen. Die von ihm initiierten Reformen sind als Prager Frühling bekannt.

30. Januar

Der Vietcong beginnt die großangelegte TET-Offensive. Der Überraschungsangriff ist zwar kein militärischer Erfolg im engeren Sinne, versetzt dem amerikanischen Selbstverständnis allerdings einen herben Schlag. Viele Daheimgebliebene fürchten um das Schicksal der Abertausenden jungen Männer, die im Zuge dieses Kriegs nach Südostasien geschickt wurden. Hinzu kommen Bilder von der umkämpften amerikanischen Botschaft in Saigon und der offenen Hinrichtung eines Vietcong-Kämpfers durch einen südvietnamesischen General – diese Bilder säen Zweifel an der amerikanischen Überlegenheit und der moralischen Rechtfertigung für diesen Krieg, selbst bei den Amerikanern, die zuvor für den Krieg waren.

  • 1968
Cholon nach der Tet-Offensive

1968

Vietnamkongress, TU Berlin;
© Ludwig Binder,
Stiftung Haus der Geschichte

  • 17. / 18. Februar

Der SDS organisiert unter Führung von Rudi Dutschke und Karl Dietrich Wolff den Internationalen Vietnamkongress in Berlin. Mehr als 5000 Teilnehmer solidarisieren sich mit dem Befreiungskampf des vietnamesischen Volkes und dem Vietcong.

18. März

Massaker von Mỹ Lai. In dem vietnamesischen Dorf vergewaltigen US-Soldaten Frauen und ermorden 504 Kinder, Frauen und Greise – beinahe die gesamte Zivilbevölkerung des Ortes – vorgeblich auf der Suche nach Unterstützern des Vietcong. Die Weltöffentlichkeit erfährt zunächst nichts davon.

  • 1968

1968

  • 2. April

Kaufhausbrandstiftungen in Berlin unter Beteiligung von Andreas Baader und Gudrun Ensslin – die späteren Begründer der linksterroristischen RAF (Rote Armee Fraktion).

4. April

In Memphis wird Martin Luther King, einer der führenden Köpfe des Civil Rights Movement in den USA, von einem Attentäter erschossen. In Indianapolis spricht Robert Kennedy, der sich auf einer Wahlkampfveranstaltung für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten befindet, folgende Worte: „What we need in the United States is not division; what we need in the United States is not hatred; what we need in the United States is not violence or lawlessness, but is love and wisdom, and compassion toward one another.” Während in zahlreichen US-Städten Aufstände als Reaktion auf die Ermordung Martin Luther Kings ausbrechen, bleibt Indiana ruhig.

  • 1968
Dr. Martin Luther King jr. während seiner
I-have-a-dream-Rede;
David Erickson, CC BY 2.0

1968

Rudi Dutschkes Fahrrad
nach dem Attentat;
PolizeiBerlin, CC BY-SA 4.0

  • 11. April

Attentat auf Studentenführer Rudi Dutschke. In Berlin schießt der von der rechts-konservativen Presse radikalisierte Hilfsarbeiter Joseph Bachmann dreimal auf Dutschke, zwei Schüsse treffen ihn in den Kopf. Dutschke überlebt das Attentat knapp, muss jedoch in monatelanger Therapie das Sprechen erneut lernen und geht zur Rehabilitation ins Ausland.

3. bis 30. Mai

Pariser Mai. Studenten besetzen die Sorbonne-Universität aus Protest gegen die Schließung der Nanterre-Universität am Morgen des 3. Mai. Als die Polizei die Uni räumen lässt und mehrere Hundert Studenten verhaftet, kommt es zu weiteren Protesten. Die Situation eskaliert, es kommt zu Straßenschlachten im Quartier Latin. Ab dem 6. Mai beginnen die Studenten im Quartier Latin Barrikaden zu errichten, die die Polizei in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai räumen lässt, wobei es zu Hunderten Verletzten kommt. Einmalig in der Geschichte der Studentenbewegung ist, dass sich daraufhin die Arbeiterbewegung mit den Studenten solidarisiert. Am 13. Mai kommt es zum Generalstreik und auch in den folgenden Wochen wird überall im Land gestreikt. Erst nach Wochen der Unruhen kehrt im Juni wieder Ruhe ein.

  • 1968
Pariser Mai Unruhen;
© Günter Zint

1968

  • 11. Mai

Sternmarsch auf Bonn als Protest gegen die Notstandsgesetze

30. Mai



Studenten besetzen die Kölner Universität, um gegen die Notstandsgesetze zu protestieren, und taufen sie kurzerhand in Rosa-Luxemburg-Universität um. Der Bundestag beschließt die Notstandsgesetze.

  • 1968
Rosa-Luxemburg-Universität,
Köln bei der Demonstration am 30. Mai 1968;
© Jens Hagen

1968

Robert Kennedy, Wahlwerbung für die
Vorwahlen in Kalifornien;
https://picryl.com/media/1968-california-robert-f-kennedy-flyer-1-206a45
  • 5. Juni

Robert Kennedy wird im Ambassador-Hotel in Los Angeles auf
einer Wahlkampfveranstaltung ermordet. Im Vorwahlkampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur
hat er an diesem Tag zwei massive Siege errungen und sowohl das bevölkerungsreiche
Kalifornien als auch South Dakota für sich entscheiden können.

21. August



Niederschlagung des Prager Frühlings. An die 500.000 Soldaten aus den Warschauer-Pakt-Staaten marschieren in der Tschechoslowakei ein und besetzen binnen Stunden alle strategisch wichtigen Punkte des Landes. Alexander Dubček und andere Mitglieder seiner reformorientierten Regierung werden festgenommen und nach Moskau gebracht.

  • 1968

1968

  • 7. November

Beate Klarsfeld ohrfeigt Bundeskanzler Kiesinger beim CDU-Parteitag und betitelt ihn lautstark als Nazi.

23. bis 26. November

Studenten besetzen das Rektorat der Kölner Universität und fordern die Demokratisierung der Uni. Die Aktion zieht Bürger aus der ganzen Stadt an, weshalb die Polizei nicht räumt.

  • 1968

1969

  • 19. Januar

Aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings verbrennt sich der Student Jan Palach auf dem Wenzelsplatz in Prag. Am 25. Februar und am 4. April gibt es zwei weitere Selbstverbrennungen: der Student Jan Zajíc und der Werkzeugmacher Evžen Plocek nehmen sich ebenfalls aus Protest gegen die sowjetische Besatzung das Leben.

1969

The Stonewall Inn, NYC
© Elyseo da Silva
  • 28. Juni

Im Stonewall Inn in der Cristopher Street im New Yorker Greenwich Village wehren sich Schwule, Lesben und Trans-Menschen bei einer Polizei-Razzia gegen die menschenunwürdige Behandlung der LGBTQ*-Community. Es kommt zu den Stonewall-Riots, deren heutzutage während des Pride-Month gedacht wird.

20. Juli



Erste bemannte Mondlandung.

  • 1969

1969

Woodstock Festival;
James M Shelley, CC BY-SA 4.0
  • 15. bis 18. August

Woodstock Festival.

1. September



Entschärfung des § 175: Homosexuelle Handlungen zwischen erwachsenen Männern über 21 Jahren werden straflos gestellt. Allerdings führt die Neuregelung zu absurden Situationen: Sind die beteiligten Personen zwischen 18 und 21 Jahre alt, können nach Ermessen des Gerichts beide bestraft werden. Falls einer der Partner älter und der andere jünger als 21 Jahre ist, wird nur der ältere zur Verantwortung gezogen.

  • 1969

1969

  • 28. September

Nach der Bundestagswahl einigen sich SPD und FDP auf die Bildung einer sozialliberalen Koalition unter Führung von Willy Brandt.

9. November



Im Jüdischen Gemeindehaus scheitert ein Bombenanschlag der Tupamaros West-Berlin auf eine Gedenkveranstaltung zu den November Pogromen 1938 (Reichskristallnacht).

  • 1969

1969

Mỹ Lai Massaker;
Ronald L. Haeberle, Public domain
  • 5. Dezember

Das amerikanische Magazin Life veröffentlicht Seymour Hershs Bericht über das Massaker von Mỹ Lai, das damit in der amerikanischen Öffentlichkeit bekannt wird.

21. März



Nach einer immer größer werdenden Spaltung innerhalb des SDS in anti-autoritären und traditionalistischen Flügel löst sich der SDS-Bundesvorstand in Frankfurt per Akklamation auf. Das bedeutet faktisch das Ende des SDS. Viele frühere SDS-Mitglieder finden in den K-Gruppen und neuen sozialen Bewegungen Unterschlupf.

  • 1970

1970

  • 29. April

US-Truppen marschieren in Kambodscha ein, um dem Vietcong Nachschub-Routen nach Südvietnam abzuschneiden.

12. Mai



Demonstration gegen den Einmarsch in Kambodscha in Köln. Vor dem Amerikahaus kommt es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.


  • 1970

1970

  • 14. Mai

Baader-Befreiung: Andreas Baader, der sich zwischenzeitlich während der gescheiterten Revision seines Kaufhausbrandstiftungs-Urteils abgesetzt hat und dann wieder festgenommen worden ist, wird von Ulrike Meinhof und Helfern befreit. Dabei werden mehrere Polizeibeamte verletzt. Ulrike Meinhof, zuvor systemkritische Journalistin, unternimmt damit den Schritt in die Illegalität. Die Baader-Befreiung ist die Geburtsstunde der Roten Armee Fraktion (RAF).

7. Dezember



Kniefall von Warschau. Bundeskanzler Willy Brandt sinkt bei einer Kranzniederlegung für die Helden des Warschauer Ghettos unerwartet auf die Knie, eine Geste, die als Entschuldigung für die Verbrechen der NS-Zeit gewertet wird.



  • 1970

1971


Rosa von Praunheim, 2012
Michael Mayer from Berlin, Germany
CC BY 2.0,
via Wikimedia Commons
  • 13. Juli

Uraufführung von Rosa von Praunheims Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“, der als Startschuss für die Schwulenbewegung in Deutschland gilt.

15. Juli



RAF-Terroristin Petra Schelm wird bei einer Fahndungs-Aktion der Polizei in Hamburg erschossen. Sie ist das erste Todesopfer aufseiten der RAF.

  • 1971

1971

  • 14. Oktober

Greenpeace wird gegründet.

22. Oktober

Der Polizist Norbert Schmid wird von RAF-Terroristen beim Versuch einer Festnahme erschossen. Er ist das erste Todesopfer der RAF.

  • 1971

1971

  • 22. Dezember

Mitglieder der RAF erschießen bei einem Banküberfall einen zweiten Polizisten.

28. Januar

Der Radikalenerlass erlaubt dem Verfassungsschutz die Gesinnungsprüfung von Bewerbern für oder Mitarbeiter vom Öffentlichen Dienst und Beamte. Der Erlass sorgt für die Entlassung und ausbleibende Anstellung von anderthalbtausend Lehrern und Hochschullehrern.

  • 1972

1972

  • 29. April

In Münster findet die erste deutsche Schwulendemo statt. Zwischen 100 und 200 Menschen gehen Sprüchen wie „Homos raus aus den Löchern“ und „Lieber ein warmer Bruder als ein kalter Krieger“ für die Rechte Homosexueller auf die Straße.

11. Mai

Mai-Offensive der RAF: Bombenanschlag auf das ehemalige I.G.-Farben-Haus in Frankfurt, zu diesem Zeitpunkt Sitz der CIA und weiterer US-Institutionen. Im Bekennerschreiben heißt es: „Für die Ausrottungsstrategen von Vietnam sollen Westdeutschland und Westberlin kein sicheres Hinterland mehr sein. Sie müssen wissen, daß ihre Verbrechen am vietnamesischen Volk ihnen neue, erbitterte Feinde geschaffen haben, dass es für sie keinen Platz mehr geben wird in der Welt, an dem sie vor den Angriffen revolutionärer Guerilla-Einheiten sicher sein können.“

  • 1972
Terrace Club Frankfurt (hinter dem
ehemaligen IG-Farben-Haus) nach
dem Bombenanschlag;
US-Army photo, public domain
via Wikimedia Commons

1972

  • 12. Mai

RAF-Bombenanschläge auf Polizeibehörden in München und Augsburg

15. Mai

Anschlag auf BGH-Richter Wolfgang Buddenberg, den der jedoch überlebt. Seine Frau wird indes schwer verletzt.

  • 1972

1972

  • 19. Mai

Bombenanschlag im Springer-Haus Hamburg, mehrere Arbeiter werden verletzt.

24. Mai

Beim Bombenanschlag auf das Hauptquartier der US-Armee in Europa in Heidelberg werden drei US-Soldaten getötet und andere verletzt.

  • 1972

1972

  • 31. Mai

Aktion Wasserschlag: Bei einer bundesweit koordinierten Fahndungs-Aktion werden in den folgenden Wochen die führenden Köpfe der RAF verhaftet. Die Bevölkerung, in der gerade aufseiten der Linken noch 1971 eine gewissen Sympathie für die RAF bestanden hat, unterstützt die von Innenminister Hans-Dietrich Genscher abgesegnete Aktion nach den Terrorwochen der Mai-Offensive. Bereits im Juli sitzen Andreas Baader, Holger Meins, Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof im Gefängnis.

17. Juni



Der Einbruch im Watergate-Gebäudekomplex wird vereitelt und
führt zum Beginn der Watergate-Affäre um den republikanischen
Präsidenten Richard Nixon, der angeordnet hat, das Hauptquartier der Demokraten
abzuhören.

  • 1972
Transistor-Radio, das beim Watergate-
Einbruch verwendet wurde.
Gerald R. Ford Presidential Museum,
Public domain, via Wikimedia Commons

1972

  • 26. August

Die Olympischen Sommerspiele in München beginnen. Es sind die ersten Olympischen Spiele in Deutschland seit den Spielen unter Hitler in Berlin 1936.

5. September

Mitglieder der palästinensischen Terrorgruppe Schwarzer September dringen mit Unterstützung deutscher Neonazis ins israelische Quartier im Olympischen Dorf ein, töten zwei Menschen und nehmen neun weitere Mitglieder des israelischen Olympia-Teams als Geiseln. Ihr Ziel ist es, 200 palästinensische Häftlinge freizupressen, was die israelische Regierung ablehnt. In einer dilettantischen Polizeiaktion auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck kommen alle neun Geiseln ums Leben, ein Polizist und fünf der acht Terroristen ums Leben. Als Konsequenz werden später die GSG 9 und die SEKs gegründet.

  • 1972
Rede von Bundespräsident Heinemann bei
der Trauerfeier im Olympiastadion
Bundesarchiv, B 145 Bild-F037753-0037 /
Wegmann, Ludwig /
CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE

1972

  • 29. Oktober

Bei der Entführung der Lufthansa-Maschine Kiel von Sympathisanten des Schwarzen September werden die drei verbliebenen Attentäter von München freigelassen, um ein weiteres Blutbad zu verhindern. Eine vorgebliche Beteiligung der Bundesregierung, um Westdeutschland aus dem Zentrum weiterer terroristischer Aktivitäten zu nehmen, bleibt indes Spekulation.

11. Mai



Bei einem CIA-gestützten Militärputsch kommt in Chile der
demokratisch gewählte Präsident Salvador Allende ums Leben. Augusto Pinochet errichtet eine Militärdiktatur.

  • 1973

1973

  • 6. bis 25. Oktober

Jom-Kippur-Krieg zwischen Israel einerseits und Ägypten und Syrien andererseits.

17. Oktober

Um Einfluss auf die Westmächte zu nehmen, die Israel im Jom-Kippur-Krieg unterstützen, drosseln die arabischen OPEC-Staaten die Erdölförderung und lösen damit die erste Ölkrise aus.

  • 1973

1973

  • 25. November

Der erste von vier autofreien Sonntagen in Deutschland aufgrund der Ölkrise. Die Menschen nutzen die Gelegenheit und gehen auf der Autobahn spazieren. Auch ein vorübergehendes Tempolimit von 100 km/h auf der Autobahn wird eingeführt.

22. März

Das Alter für Volljährigkeit wird in der Bundesrepublik von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt.

  • 1974

1974

Bundeskanzler Willy Brandt mit Günter
Guillaume in Niedersachsen
Bundesarchiv, B 145 Bild-F042453-0011 /
Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA 3.0
  • 24. April

Guillaume-Affäre: Günter Guillaume, persönlicher Referent von Bundeskanzler Willy Brandt, wird als DDR-Spion enttarnt.

25. April

Nelkenrevolution in Portugal.

  • 1974
Nelkenrevolution in Lissabon
Centro de Documentação 25 de Abril
, CC BY 4.0

1974

  • 7. Mai

Willy Brandt tritt aufgrund der Guillaume-Affäre als Bundeskanzler zurück. Im Nachhinein werden zudem Alkoholismus, Depression und Sex-Affären als Gründe für den Rücktritt ins Spiel gebracht.

1974

  • 16. Mai

Helmut
Schmidt wird zum neuen Bundeskanzler gewählt.

9. August



Richard Nixon tritt im Rahmen der Watergate-Affäre als
US-Präsident zurück, um einer Amtsenthebung zuvorzukommen. Neuer Präsident wird automatisch Vizepräsident Gerald Ford.

  • 1974
Richard Nixon verlässt das Weiße Haus
Oliver F. Atkins, Public domain,
via Wikimedia Commons